Das Beispiel Münster

Seiteneinstieg in Grundschulen und weiterführende Schulen
Workshop 2 mit Aud Riegel, Abteilungsleiterin Bildungsmanagement, Bildungsberatung, Schulsozialpädagogik

Workshop 2 mit Aud Riegel, Abteilungsleiterin Bildungsmanagement, Bildungsberatung, Schulsozialpädagogik, und Jerome Palm, Fallscout, Amt für Schule und Weiterbildung der Stadt Münster

Aud Riegel und Jerome Palm stellten die Münsteraner Neukonzeption zur Beschulung neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher vor. Angestoßen vom Amt für Schule und Weiterbildung, wurde diese Ende 2014 vom Rat der Stadt verabschiedet. Kern des Konzepts ist eine Beratungs- und Clearingstelle zur systematischen Bildungs- und Schullaufbahnberatung für den Seiteneinstieg. Eine Außenstelle dieser Clearingstelle befindet sich direkt in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge und kooperiert mit dem Sozialdienst Flüchtlinge sowie der quartiersorientierten Flüchtlingssozialarbeit. Fallscouts begleiten die Jugendlichen, Familien und Schulen zu den Fragen des Übergangs in die Regelschule und darüber hinaus. Als Referenzschulen wurden Schulen aller weiterführenden Schulformen gewählt. Den ehemaligen „Automatismus Hauptschule“ bei der Ansiedelung der Seiteneinstiegsklassen hat man in Münster überwunden. An diesen Referenzschulen werden Vorbereitungsklassen angesiedelt, die gesonderte Unterstützung erhalten. Die Neukonzeption sieht auch Qualifizierungsangebote vor, die sich an die Kollegien, aber auch das nichtpädagogische Personal der Schulen richten.

Vorbildliche Zusammenarbeit

Der Weg hin zu dieser Neukonzeption gilt in Münster als positives Beispiel für die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Bildungseinrichtungen. Das Amt für Schule und Weiterbildung installierte eine Arbeitsgruppe, in der alle relevanten Ämter, Bezirksregierung (obere Schulaufsicht), Mitglieder der Ratsfraktionen, Schulleitungen etc. vertreten waren. Mit dem städtischen Integrationsrat saß auch die bereits integrierte Einwanderungsgeneration mit am Tisch und brachte Expertise und Qualitätsanspruch in den Prozess mit ein.

Die anschließende Diskussion drehte sich vornehmlich um Detailfragen zum Münsteraner Konzept: Fragen zum Thema Lehrerstellen, zu finanziellen Ressourcen sowie zu kleinschrittigen Abläufen. Einige Teilnehmerinnen aus Nordrhein-Westfalen glichen das Münsteraner Modell mit der in Nordrhein-Westfalen gängigen Praxis ab, die Beratung und kommunale Koordinierung des Seiteneinstiegs an den Kommunalen Integrationszentren (KI) anzusiedeln.

Aus dem Referat Integration – Kommunales Integrationszentrum Bottrop wurde berichtet, dass dort aus Gründen der Knappheit jeder freie Schulplatz sofort vergeben werde. Eine Praxis wie in Münster, die die Vorbildung des Kindes oder Jugendlichen und die Wünsche der Eltern berücksichtigt, erscheint aus dieser Perspektive als Luxus.

Andrea Eikmeyer-Kitschenberg vom Kommunalen Integrationszentrum Mühlheim ist sich sicher: „Gesamtschulen sind für Seiteneinsteiger, deren Schulzuweisung nicht eindeutig entschieden werden kann, die geeignetste Schulform“. In Mühlheim sei die am KI angesiedelte Erstberatung auch für die Verteilung zuständig. Auch Schulwechsel von Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern liefen – in Abstimmung mit den Schulen – zentral über das Kommunale Integrationszentrum. Die erste Einschätzung der Beratungen treffe zu 90 Prozent zu. Zusätzlich gibt es eine Bildungslaufbahnbegleitung. Das größte Problem seien fehlende Lehrerstellen.

Vertretende aus Baden-Württemberg und Niedersachsen teilten mit, dass in ihren Bundesländern das Land die Erstberatung übernehme – hier gebe es noch kein Format, das die Schulträger mit einbeziehe. Teilnehmende aus Mannheim berichten von Kooperationslandkarten an Schulen, die die Schulleitungen über die im jeweiligen Quartier vorhandenen Angebote informieren. Leider seien diese Karten schnell veraltet. Wünschenswert sei mehr Transparenz bei der Schulaufsicht, interessant am Münsteraner Beispiel der Ansatz, den Service an die Eltern zum Dreh- und Angelpunkt einer Schulzuweisung zu machen.

Viele beklagten die bereits jetzt schon spürbare Überlastung der Schulen .

Das Münsteraner Beispiel wurde auf dem Kommunalsalon "Neue Migration – Kommunales Bildungsmanagement als Motor für die Integration?" vorgestellt. Zur Dokumentation geht es hier.