Das Beispiel Dortmund

Seiteneinstieg in den Übergang Schule – Arbeitswelt in der Altersgruppe 16 bis 25 Jahre
Workshop 3

Workshop 3 mit Phyllis Paul, Leiterin des Dienstleistungszentrums Bildung im Fachbereich Schule, und Katrin Köster, Pädagogische Mitarbeiterin, Evangelisches Bildungswerk Dortmund

Für neu zugewanderte Jugendliche und junge Erwachsene, die nicht mehr schulpflichtig sind gibt es keine klaren Zuständigkeiten und bisher wenig systematische Unterstützung. Auch um hier Abhilfe zu schaffen, wurde in Dortmund bis Ende 2014 eine „Gesamtstädtische Strategie zur Beschulung von zugewanderten Kindern und Jugendlichen“ erarbeitet – ausgehend vom Regionalen Bildungsbüro im Fachbereich Schule und in einem integrierten Prozess. Der Schwerpunkt der Strategie liegt auf den 16- bis 25-Jährigen.

Im Zentrum der Gesamtstädtischen Strategie steht das Anfang 2014 im Fachbereich Schule gegründete Dienstleistungszentrum Bildung (DLZB). Die Mitarbeitenden des DLZB verweisen junge Neuzugewanderte an Auffang- und Vorbereitungsklassen, sie beraten Lehr- und andere Fachkräfte an Schulen, entwickeln Qualifizierungsangebote und koordinieren die Zusammenarbeit mit den relevanten städtischen Akteuren. 

Von Beginn an war am DLZB, in gemeinsamer Verantwortung des Schulamts und des Kommunalen Integrationszentrums, die Seiteneinstiegsberatung für 6- bis 15-Jährige angesiedelt. Im Laufe der Arbeit an der neuen städtischen Gesamtstrategie wurde das Beratungs- und Koordinierungsangebot erweitert, um auch die Zielgruppe von 16 bis 25 Jahren zu erreichen. Die entsprechende Personalstelle wird im Rahmen des Programms „Angekommen in deiner Stadt“ von der Walter Blüchert Stiftung finanziert. Ziel dieses Programms ist es, Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Weg zu einem Berufsabschluss zu unterstützen – die Beschulung an einem der acht Dortmunder Berufskollegs wird durch individuell abgestimmte außerschulische Betreuungs- und Beratungsangebote ergänzt.

Phylis Paul nimmt in ihrer Funktion als Leitung des Dienstleistungszentrum Bildung koordinierende Aufgaben wahr: Das Einwohnermeldeamt liefert regelmäßig Daten an das DLZB – dies ist datenschutzrechtlich geklärt, da es um die Überwachung der Schulpflicht geht. Das Zentrum unterhält zudem Kontakte zu allen Flüchtlingsunterkünften. Das DLZB ist mittlerweile für alle kommunalen Ämter und die an der Stratgieentwicklung beteiligten Akteure, wie die Ausländerbehörde, das Jobcenter, allgemeinbildende Schulen und Berufskollegs, die VHS und das Evangelische Bildungswerk, die erste Anlaufstelle, wenn es um verlässliche Zahlen zum Seiteneinstieg in Schule geht.

Die größten Herausforderungen: Zum einen gilt es, Lücken zu identifizieren und nach Möglichkeit zu schließen, die für Jugendliche und junge Erwachsene beim Übergang von einem Rechtskreis in den anderen entstehen, wie z.B. das Asylbewerberleistungsgesetz, SGBVIII, ALGII, SGBIII. Eine weitere Aufgabe liegt darin, mehr Möglichkeiten zu schaffen, wie nicht mehr schulpflichtige junge Geflüchtete einen Schulabschluss erwerben können. Einziger Anbieter ist hier bislang das Evangelische Bildungswerk Dortmund. Katrin Köster stellte das Angebot vor. Sie berichtete von den bisherigen Versuchen, gemeinsam mit dem Fachbereich Schule und in Kooperation mit der Bezirksregierung eine Öffnung weiterer Angebote anzuschieben, die es möglich machen den Schulabschluss nachzuholen. Dazu müssten per Erlass Zugänge flexibilisiert werden – bei einzelnen Anbietern hieße das, auf den Nachweis einer zweijährigen Berufserfahrung zu verzichten. Diesbezügliche Vorstöße konnten bislang mit dem Land nicht ausgehandelt werden.

Die Diskussion kreiste bald um das Thema Wartelisten. Phylis Paul erklärte, es hingen derzeit in Dortmund 400 junge Erwachsene in Warteschleifen fest; die Wartezeiten betrügen derzeit zwischen zwei Wochen und zwei Monaten. Momentan gebe es 108 so genannte Auffangklassen (internationale Förderklassen), davon 22 an Berufskollegs.

Aus Hamm kam der Hinweis, dass sich dort die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und der dortigen Einschulungsuntersuchung als wichtigste Schnittstelle für die Planung zum Seiteneinstieg in Schule erwiesen habe. Über diese Untersuchungen erhalte die Kommune wichtige Informationen für die Beschulung – datenschutzrechtlich abgesichert über entsprechende Einwilligungserklärungen.

Weiterhin wurde in der Diskussion deutlich, dass die die Programm- und Akteursvielfalt eine große Herausforderung darstellt – gerade in Nordrhein-Westfalen. Es braucht eine Systematisierung. Einige Kommunen wünschten sich diesbezüglich Unterstützung durch die Transferagenturen.

Das Dortmunder Beispiel wurde auf dem Kommunalsalon "Neue Migration – Kommunales Bildungsmanagement als Motor für die Integration?" vorgestellt. Zur Dokumentation geht es hier.

In der zweiten Ausgabe des Magazins für kommunale Bildungslandschaften "bewegt" mit dem Schwerpunkt "SCHRUMPFEN – WACHSEN – INTEGRIEREN: Bildung entwickelt Stadt" wird "Angekommen in deiner Stadt Dortmund" ebenfalls thematisiert. Zum Download geht es hier: