Daten beschaffen II – Non-formale Bildung und eigene Erhebungen

Schritt 4

Für die umfassende Abbildung des kommunalen Bildungswesens reicht es nicht aus, sich auf die formale Bildung zu beschränken. Neben den erwähnten „ungehobenen Datenschätzen“ aus der Kinder- und Jugendhilfe sind kreative Ansätze gefragt, um auch non-formale Prozesse abbilden zu können. Hier lohnt sich zum Beispiel die Prüfung von Bibliotheks- oder VHS-Statistiken, Erhebungen der städtischen Museen, Musikschulstatistiken oder Rechenschaftsberichte der kommunalen Theater oder Opern, der regionalen Naturparks, Zoologischen Gärten und Vielem mehr.

Die Stadt Bielefeld hat in ihren beiden Lernreporten mehrere Kennzahlen zu non-formaler und informeller Bildung dargestellt. Ein Beispiel ist die Versorgung mit Spielplatzfläche je Kind, differenziert nach Grundschuleinzugsbezirken, die Auskunft darüber gibt, in welchem Umfang die Kommune Möglichkeiten zu informeller Bildung bereitstellt. Das Ergebnis: In einigen Grundschulbezirken mit bildungsrelevanter sozialer Belastung findet sich eine Unterversorgung mit Spielflächen. Es zeigt sich: Die kreative Nutzung ohnehin vorliegender Daten kann das Wissen über das kommunale Bildungswesen vervollständigen. Manchmal gibt es für eine Fragestellung jedoch keine Daten – dann können eigene Erhebungen helfen.

Heike Fleischmann, Abteilungsleiterin des Fachbereichs Bildungsplanung und Schulentwicklung aus Mannheim, berichtet von einer Elternbefragung im Jahr 2012. Um die Debatte über den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung sowie die Einführung der Gemeinschaftsschule mit Daten zu unterlegen, wurden die Eltern aller 2.220 Viertklässler an 34 öffentlichen Mannheimer Grundschulen zu einer Befragung eingeladen. Die Befragung hatte eine überraschend hohe Rücklaufquote von fast 55%. Elementar sei hier die gute Unterstützung durch die Schulen gewesen, die ihrerseits Interesse an den Ergebnissen hatten. Dabei zeigte sich, dass ein Großteil der Mannheimer ihre Kinder gerne an einer Gemeinschaftsschule anmelden würde, während das Interesse an Haupt- und Werkrealschulen spürbar abnimmt. Dies war für das Dezernat eine klare Grundlage, um die Mannheimer Schullandschaft im Sinne dieser Nachfrage aus der Bürgerschaft weiterzuentwickeln.

Fazit

  • Um das kommunale Bildungswesen umfassend abzubilden, ist es wichtig, auch Daten der non-formalen oder informellen Bildung zu beachten. Hierfür gibt es in der Kommunalverwaltung häufig mehr Quellen, als man zunächst annehmen könnte.
  • Fachbereichsübergreifendes Arbeiten ist sinnvoll, um vorhandene Informationen zu nutzen und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.
  • Fehlen benötigte Daten, kann es sinnvoll sein, eine eigene Erhebung durchzuführen.
Schritt 5

Auf den Sozialraum fokussieren