
Ulrike-Anne Neumann trat als eine von zwei kommunalen Koordinatorinnen der Bildungsangebote für Neuzugewanderte in Duisburg ihre Stelle an. Die Stadt kann an gute Konzepte anknüpfen. Ulrike-Anne Neumann spricht im Interview über ihre Vorstellungen, Visionen und Pläne für die nächsten zwei Jahre.
Bei welchem Amt bzw. welcher Behörde ist Ihre Stelle angesiedelt? Und warum?
Das Bildungsbüro ist direkt am Dezernat 3 – Familie, Bildung und Kultur und hat die beiden Stellen zur Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzuwanderer beantragt angesiedelt. Da das Büro die Koordinierung der Bildungsregion verantwortet, war die Ansiedlung beider Stellen dort eine logische Konsequenz. Der Antrag selbst wurde selbstverständlich mit allen in Frage kommenden Ämtern und Referaten und abschließend mit den Lenkungskreismitgliedern der Bildungsregion abgestimmt.
Wie war Ihr Start in den neuen Job als kommunale Koordinatorin?
Ich bin in Duisburg gestartet mit der Bildungskonferenz zum Thema Zuwanderung. Die hat das Bildungsbüro im Auftrag des Lenkungskreises geplant und durchgeführt. Bei der Konferenz haben der Oberbürgermeister und der Dezernent explizit auf die neu eingerichteten Koordinationsstellen hingewiesen und alle Akteure, die vor Ort waren um Unterstützung gebeten. Das war für mich ein Heimspiel. Auch deshalb weil ich einen Workshop auf der Bildungskonferenz moderiert habe Außerdem habe ich ein gutes Team, mit dem ich zusammenarbeite.
Der zweite Impuls kam direkt hinterher: die Bundeskonferenz Bildungsmanagement in Berlin. Auch da konnte ich Kontakte knüpfen, andere Transferagenturen, Bildungsbüros kennenlernen. Die Impulse kann ich in meine jetzige Arbeit einbeziehen. Mein Start war, kann ich sagen, perfekt!
Welche Erwartungen haben Sie bezüglich Ihrer Stelle bzw. Ihrer Aufgaben?
Wir haben viele gute Konzepte in Duisburg. Mir ist es wichtig, dass diese weitergetragen, weiterentwickelt werden. Und dass noch mehr Akteure mit ins Boot geholt werden.
Ich komme aus der sprachlichen Bildung und habe mich dort in den letzten Jahren sehr intensiv mit Förderkonzepten für Zugewanderte, Seiteneinsteiger, Alphabetisierung, IVK-Klassen (Internationale Vorbereitungsklassen) und Überführung in Regelklassen befasst. Ich habe den schulischen Bereich und die Übergänge abgedeckt. Jetzt möchte ich auf die Fortbildung im außerschulischen Bereich schauen und diesen ebenso gestalten. Meine aktuelle Stelle ist also eine Erweiterung meiner vorherigen Aufgaben.
Haben Sie eine Vision?
Ich weiß, dass wir es in anderthalb Jahren nicht schaffen können, alle Menschen, die zu uns gekommen sind, zu integrieren. Doch irgendwie müssen wir ja starten. Es wäre schön, wenn es mir gelänge, eine Transparenz herzustellen zu den Fragen: Wer macht was? Wo? Warum? Mit welchem Ziel?
Ziel ist es, dass wir auf allen Ebenen – Planung, Steuerung, Sicherung – kooperative und vernetzte Arbeitsformen haben. Ich wünsche mir, dass es mir gelingt, ein Handlungsforum auf die Beine zu stellen, in dem wir die wesentlichen Akteure an einen Tisch bekommen, dann eine gemeinsame Zielsetzung erarbeiten und diese politisch legitimiert wird.
Es geht sogar noch weiter: Ich möchte Best-Practice-Beispiele einer gelungenen Integration herausstellen rund um die Frage: Was sind die Gelingensfaktoren für Integration?
Das sollte auch ein Zeichen sein. Ein Zeichen gegen politisch polarisierende, zurzeit aufflammende Tendenzen. Mir wäre wichtig, dass klar wird: Integration ist etwas Positives, ein Mehrgewinn.
Widerstand und Veränderung sind Zwillingsschwestern, sagte Frau Dr. Künzel von der Beratungsfirma Como Consult in ihrem Vortrag…
In dem Moment, in dem ich mich integriere, will ich in einen Diskurs oder eine Diskussion mit jemandem treten über das, was wir zusammen erreichen möchten. Irgendwann muss man anerkennen, dass Integration Reibung bedeutet und dass jemand nicht mehr nur ein Stückchen vom Kuchen möchte, sondern den Kuchen vielleicht auch mitbestellen will, wie es Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani von der FH Münster ausdrückte.
Was brauchen Sie, um Ihre Ziele zu erreichen?
Ich brauche ein gutes Team, das hinter mir steht, mir den Rücken stärkt und mit mir auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Außerdem Akteure, die kooperieren, die mich als Koordinatorin annehmen, die meine Kompetenzen schätzen und umgekehrt. Selbstverständlich brauche ich auch Input von außen. Ich möchte mich vor allem mit anderen Städten austauschen: Wie arbeiten die? Wo ist der Fortschritt? Wo gibt es Rückschritte? Was sind Gelingensfaktoren?
Ich weiß, wo die Schwierigkeiten in den eigenen Strukturen liegen. Doch es ist unheimlich wertvoll, sich mit anderen Leuten zu treffen und auf der Metaebene miteinander auseinanderzusetzen, um weiterzukommen, sich zu entwickeln und das Gefühl zu haben, der Prozess wird begleitet und getragen.
Die Transferagenturen sorgen für den systematischen Überbau, aber auch für die Vernetzung. Das Treffen im Großstadtnetzwerk beispielsweise hat mir bei der Strukturierung und Priorisierung dessen, was ich als nächstes tun werde, sehr geholfen.