Fokus: Kind- und Jugendorientierung in der Pandemie

Kommune handelt für mehr Bildungsgerechtigkeit
Strichmännchen und Spielutensilien wie Kreide und Fußball

Nur allmählich rückte im Laufe der Krise die Situation von Familien und vor allem der Kinder in den Mittelpunkt der Berichterstattung: Eltern waren mehrfach belastet und zerrissen zwischen Arbeit und Kinderbetreuung. Fälle der Kindeswohlgefährdung häuften sich. Und es zeigte sich deutlicher als zuvor, wie es um die Bildungsgerechtigkeit in unserem Land steht. Aus verschiedenen Perspektiven - neben der des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements (DKBM) - betrachten Journalistinnen und Journalisten nun den Alltag in der Corona-Krise und nehmen in den Blick, was die Kinder und Jugendlichen dieser Tage eigentlich brauchen. Wir möchten hier eine Auswahl von Stellungnahmen und Umfragen (abseits der Debatte der Kita-Öffnungen) teilen.

Die Vernachlässigung der Kinder im Corona-Diskurs wurde in der Stellungnahme der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. vom 20. April 2020 deutlich: „Kinder und Jugendliche wurden in den bisherigen Entscheidungsprozessen nicht als Personen mit ebenbürtigen Rechten gesehen, sondern als potentielle Virusträger. Sie wurden in ihren Lebenswelten massiv eingeschränkt, nicht zum eigenen sondern zum Schutz Anderer.“ Neben Folgerungen enthält die Stellungnahme auch Handlungsempfehlungen. Lesen Sie hier weiter.

Verschiedene Möglichkeiten, sich zum Thema Bildungsgerechtigkeit virtuell auszutauschen, bietet die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) gleich in zweifacher Hinsicht: Am Dienstag, 12. Mai findet das Digitalcafé KiTa mit dem Titel „Kontakthalten trotz physischer Distanz“ statt. Am selben Tag lädt die DKJS zum Schulcafé ein, diesmal zum Thema „Kindorientierung in Corona-Zeiten: Wie geht es Kindern und Jugendlichen mit der aktuellen (Schul-)Situation?".

Das Deutsche Jugendinstitut möchte im Rahmen einer Umfrage die Situation der Familien in der Corona-Zeit analysieren und dabei im besonderen die Perspektive der Kinder berücksichtigen. Die Befragung richtet sich zunächst an Eltern von Kindern zwischen 3 und 15 Jahren.

Ebenfalls aus wissenschaftlicher Perspektive blicken die Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main im Rahmen einer Umfrage auf das Wohlbefinden von Familien und Kindern, um Erfahrungen und Perspektiven der Kinder und Eltern zu sammeln.

Alle Menschen seien von der Corona-Krise betroffen, die meisten Menschen erlebten jedoch mehr als eine einzige Krise, so formulierte es die Soziologin Jutta Allmendinger in einem WDR-Interview zur Situation im Allgemeinen.


Tipps zum Weiterlesen und -hören

Durch die Corona-Situation verschärft sich die Ungerechtigkeit mit Blick auf Bildungszugänge und -teilhabe. Hier stellen wir Ihnen eine kleine Auswahl an weiterführender Literatur zum Thema vor.

In Aladin El-Mafaalanis neustem Buch „Mythos Bildung: Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft“ (2020) wird das bestehende Bildungssystem und die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Implikationen in den Blick genommen. Nach einer Analyse der bestehenden Herausforderungen, die das Bildungssystem hervorruft, bzw. der Erwartungen, die an Schule geknüpft werden, erläutert El-Mafaalani, wie die Bildung der Zukunft gestaltet werden könnte. Ein Interview mit dem Autor finden Sie hier.

Welche Folgen haben die bundesweiten Schulschließungen auf das Lehren und Lernen? Ist das digitalgestützte Unterrichten die Lösung oder verschärft es die Chancenungleichheit? Hierzu können Sie Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik der Universität Paderborn und wissenschaftliche Leitung der ICILS-Studie für Deutschland, im Interview hören.

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass Home Schooling und die dafür notwendige Ausstattung die soziale Ungleichheit in Deutschland zusätzlich verschärft. Einen Artikel der Süddeutschen Zeitung finden Sie hier.

Hier finden Sie zudem eine aktuelle repräsentative Befragung von Lehrkräften des Deutschen Schulportals zum Fernunterricht, die verdeutlicht, wie unterschiedlich Lehrkräfte mit der derzeitigen Situation umgehen und welche Entwicklungspotenziale sich daraus ergeben.

Praxisbeispiele: Blick in die Großstädte

Auf unserer Website haben wir in der Rubrik „Blick in die Großstädte“ viele Beispiele aus der Praxis für Sie zusammengestellt, wie Großstädte dafür gesorgt haben, dass Kinder und Jugendliche auch in Zeiten der Pandemie weiterhin lernen, spielen, ein Stück Normalität leben können.

Impulse für integrierte Planung: Spielräume für Kinder und Familien gestalten

Gemeinsam mit der Initiative Kommune 360° hat die Transferagentur für Großstädte sechs Erkenntnisse aus der Corona-Krise in einem Impulspapier für die integrierte Planung veröffentlicht. Hier finden Sie mehr Informationen.