Die Weichen richtig stellen

Das Hamburger Projekt „heimspiel. Für Bildung.“
Nicht aneinander vorbei, sondern zusammen: In Hamburg Harburg sind die Weichen dafür gestellt.

Ebenfalls im Rahmen von „Lernen vor Ort“, inspiriert durch „Ein Quadratkilometer Bildung“, entstand die Idee zum Hamburger „heimspiel“. „Wir wollten in einem kleinen Sozialraum ausprobieren: Wie lässt sich langfristig Wirkung entfalten?“, erzählt Maren Riepe, Senior-Projektmanagerin Persönlichkeitsbildung bei der Joachim Herz Stiftung. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung wurden zwei Stadtteile identifiziert, die mit hoher Schulabbrecherquote zu kämpfen hatten.

Ungewöhnlich für Stiftungshandeln: Die explizit ergebnisoffene Herangehensweise. Das Projekt soll diejenigen lokalen Bildungsakteure unterstützen, die daran arbeiten, dass die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil bestmöglich auf ihrem Bildungsweg begleitet werden und erfolgreich die Schule abschließen. „Der Weg dorthin ist offen“, betont Maren Riepe, „wir wollen uns wirklich auf einen Prozess einlassen und haben ganz klar gesagt: Wir haben keine Patentrezepte, wir möchten uns gemeinsam auf den Weg machen."

In der Verwaltung stieß dieses Vorgehen zunächst auf Skepsis. Selbst Themen zu setzen, Fragen und Bedarfe zu definieren und „ein Programm, das passt“ mitzuentwerfen, das war vollkommen ungewohnt. Florence Sow, Bildungskoordinatorin im Bezirk Hamburg Harburg, erinnerte sich: „Da musste erstmal ein Entscheider sagen: ‚Okay, die kommen nicht mit einem fertigen Konzept – aber sie kommen mit etwas, das für das entsprechende Quartier und die geplanten Entwicklungsprozesse dort wertvoll sein kann. Darauf lassen wir uns ein.‘“ Nach anfänglichem Zögern wurde der Bezirk kreativ: Ein Lehrer und eine Fachkraft aus der Jugendhilfe wurden mit je zwölf Stunden für das Projekt ausgerüstet. Durch diese Expertise „ersparen wir uns viele Fehlschlüsse“, erläutert Maren Riepe, die ihrerseits die Lokale Bildungskonferenz mitorganisiert. Die Kommune sieht die Stärke der Stiftung im hohen Commitment: Auf zehn Jahre angelegt, ist das Projekt mit einer ganzen Personalstelle ausgestattet. Florence Sow betont die positive Moderatoren- und Vermittlerrolle, die die Stiftung übernimmt. Unabhängig von üblichen Verwaltungsverfahren kann sie auf Schlüsselfiguren viel freier zugehen als eine Mitarbeiterin, die Teil des Systems ist.

In der anschließenden Diskussion zeigt sich Ungeduld: Seit über zwanzig Jahren drehe sich die Diskussion um die Gleichberechtigung von Schule und Jugendhilfe im Kreis. Die Rede von der Augenhöhe führe nicht weiter, denn der Begriff setze immer voraus, dass Partner mit nichtkompatiblen Haltungen und Handlungslogiken einander gegenüber stünden. Zielführender sei die Frage: Wann geht es um Haltung, wann um Strukturen? Beides, so die Überzeugung der Diskutierenden, müsse sich in Kooperationsprojekten verändern.

Fragen, die das Tandem bewegen:

  • Wie lassen sich Eltern einbinden?
  • Wie kann Jugendhilfe im Ganztagsbetrieb von Schulen vom externen Dienstleister zum gleichberechtigten Partner werden?

Das Praxisbeispiel wurde im Rahmen des Kommunalsalons "Auf dem Tandem – Kommunen und Stiftungen in der kommunalen Bildungslandschaft" vorgestellt. Zur Dokumentation der Veranstaltung gelangen Sie hier.