
Die Bildungskonferenz als Gremium im Bildungsmanagement bietet viele Chancen, unterschiedliche Bildungsakteure in einer Kommune zu informieren, mitwirken oder auch mitentscheiden zu lassen – und so Beteiligung zu ermöglichen.
Die Bildungskonferenz: Ein Gremium mit klarem Ziel?
Die Erfahrung der Transferagentur für Großstädte macht allerdings auch deutlich, dass dies Kommunen vor Herausforderungen stellt: In der Praxis zeigt sich, wie aufwändig sowohl die Einbettung in die kommunalen Strukturen als auch die konkrete Durchführung der Bildungskonferenz ist. So benennen kommunale Expertinnen und Experten beispielsweise in der Evaluation der Regionalen Bildungsnetzwerke in NRW einen klaren Entwicklungsbedarf in diesem Bereich (Rolff 2013, 2014).
Denn es gilt die grundsätzliche Idee der Bildungskonferenz in die Praxis zu übersetzen – und hier finden sich ganz unterschiedliche Ausgestaltungen in den Kommunen, mit unterschiedlichem Erfolg. Im Mittelpunkt steht dabei die scheinbar einfache Frage „Was wollen wir mit der Bildungskonferenz erreichen?“ Dahinter liegt jedoch oftmals ein längerer Prozess. Unterschiedliche kommunale Akteure aus verschiedenen Ressorts bringen eigene Perspektiven, Schwerpunkte und Logiken für die Ausrichtung mit ein. Gemeinsam muss eine Antwort darauf gefunden werden, wie die Bildungskonferenz so ausgestaltet werden kann, dass sie einen Zugewinn für die Bildungsarbeit in der Kommune bietet. Dabei kann es zu Konkurrenz mit bereits etablierten Steuerungssystemen oder Ausschüssen kommen. Es muss geklärt werden, was die Bildungskonferenz über bestehende Gremien hinaus leisten kann. Auch wenn dieser Aushandlungsprozess langwierig sein kann, so empfiehlt es sich aus Sicht der Transferagentur für Großstädte, die Zielklärung in den Blick zu nehmen und die Bildungskonferenz entsprechend weiterzuentwickeln. Denn wenn das Ziel klar ist, kann die Bildungskonferenz auch operativ konsequent darauf ausgerichtet werden. Oftmals verbinden sich mit Bildungskonferenzen jedoch ganz verschiedene und ggf. auch gegensätzliche Anforderungen. Um hier Klarheit zu schaffen und den internen Prozess der Aushandlung zu unterstützen, hat die Transferagentur für Großstädte in Kooperation mit der Transferagentur NRW ein Analyseraster entwickelt.
Ein Analyseraster zur Zielklärung
Mit dem Analyseraster kann die Zielstellung der Bildungskonferenz weiter geschärft werden. So wurde dieses Instrument in einem Workshop mit der Stadt Duisburg und weiteren NRW-Kommunen genutzt und gemeinsam mit der Transferagentur für Großstädte eine Funktionsklärung mit anschließender Konzept- bzw. Methodenableitung erarbeitet (siehe S. 28/29).
Im Analyseraster werden zunächst verschiedene Zielstellungen der Bildungskonferenz je nach Intensität der geplanten Beteiligung unterschieden: Dient die Bildungskonferenz vor allem der Informationsvermittlung? Oder geht es auch um die Mitgestaltung und Mitbestimmung von Empfehlungen an Politik und Verwaltung – oder sollen sogar Entscheidungen getroffen werden? Auf der vertikalen Achse sind dazu fünf übergeordnete Ziele für die Bildungskonferenz beschrieben – mit einer steigenden Intensität der Beteiligung.
In Duisburg soll die Bildungskonferenz beispielsweise sowohl eine öffentliche und informative Diskussion ermöglichen als auch der Koordination und Vernetzung dienen und Empfehlungen zur Beratung von Politik und Verwaltung erarbeiten. Neben dieser grundsätzlichen Ausrichtung wird im Raster in der Spalte „Was heißt das?“ zudem deutlich, welche Anforderungen sich daraus sowohl an die Größe der Teilnehmerschaft als auch an die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit ergeben. Steht bei der Bildungskonferenz beispielsweise die Informationsvermittlung im Fokus, ist ein großer Teilnehmerkreis aus unterschiedlichen Ebenen wichtig. Geht es um Empfehlungen in einem speziellen Handlungsfeld, dann müssen die Teilnehmenden über klar abgesteckte Kompetenzen und ein entsprechendes Mandat verfügen, damit die Bildungskonferenz wirksam werden kann. Hilfreich kann es zudem sein, sich zu vergegenwärtigen, was die jeweilige Ausrichtung nicht leisten kann. Anregungen hierzu finden sich in der Kategorie „Was kann das Format nicht?“ Anschließend kann im Raster jeweils festgehalten werden, mit welchen Maßnahmen die Bildungskonferenz zu dem entsprechenden Ausrichtungsziel beiträgt und was dabei Herausforderungen sind.
So gibt es in Duisburg beispielsweise Handlungsforen, in denen durch die Bildungskonferenz thematisch gesetzte Handlungsfelder vertieft bearbeitet werden können – und so Ergebnisse erarbeitet werden, die dann in andere Einrichtungen getragen, aber auch zur Beratung von Politik und Verwaltung dienen können. Zudem kann im Raster dokumentiert werden, ob und welche bereits bestehenden Gremien in der Kommune ähnliche Funktionen übernehmen – um sicher zu gehen, dass das Format der Bildungskonferenz eine Lücke schließt oder zumindest keine Doppelstrukturen schafft. Darüber hinaus kann das Analyseraster auch zur Qualitätsentwicklung dienen, beispielsweise wenn in regelmäßigen Abständen in den Blick genommen wird, ob es gelungen ist, die gewünschte Ausrichtung umzusetzen.
Die Bildungskonferenz als Format im Bildungsmanagement ist und bleibt ein komplexes Vorhaben. Daher ist es umso wichtiger, Funktion und Inhalt systematisch und bedarfsorientiert auszurichten, um einen Mehrwert für die Bildungslandschaft zu schaffen.
Literaturtipps:
Rolff, H.-G. (2013): Auswertung der Evaluation und Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Regionalen Bildungsnetzwerke in NRW. Eine Expertise. PDF-Download: goo.gl/1Vcx6K
Rolff, H.-G. (2014): Auswertung der Evaluation und Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Regionalen Bildungsnetzwerke (RBN) in NRW. Wissenschaftliche Expertise II. Hier klicken für den PDF-Download
Dieser Text ist zuerst erschienen im TRANSFERjournal 01/2017 der Transferagentur Nordrhein-Westfalen.