Jugendförderung nachhaltig und anpassungsfähig gestalten

Wandmalerei von Jugendlichen, der singt
Prozess zur Mittelverteilung in Berlin Steglitz-Zehlendorf
20.11.2023

Über zwei Jahre hat die Transferagentur für Großstädte (TAG) den Bereich Jugendförderung im Jugendamt Berlin Steglitz-Zehlendorf bei einem Aushandlungsprozess zur transparenten und agilen Verteilung von Mitteln der Jugendförderung begleitet. Christine Winzer, Leitung des Fachreferats Förderung im Jugendamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, erzählt im Gespräch mit der TAG von den Herausforderungen, die damit verbunden waren.  

Mit den bezirklichen Mitteln der Kinder- und Jugendförderung sollen Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Entwicklung, ihren Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten an der Gesellschaft gestärkt werden. Dazu fördert das Jugendamt verschiedene Angebote der außerschulischen Bildung u.a. kommunale Jugendfreizeiteinrichtungen. Jugendfreizeiteinrichtungen sind dabei sehr unterschiedlich: in der personellen Ausstattung, Einrichtungsgröße, Angebotsstruktur und den Öffnungszeiten. Diese Diversität ist mit Blick auf die Zielgruppen der Jugendlichen, die auch unterschiedliche Interessen und Bedarfe haben, sehr wichtig. Mit Blick auf die zielgerichtete und bedarfsorientierte Verteilung der Mittel auf die Einrichtungen bringt dies einige Herausforderungen mit sich. 

Auch die Leitung der Jugendförderung im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf kennt diese Problematik: Seit jeher wurden im Bezirk die Honorar- und Sachmittel für die Einrichtungen nach einem System verteilt, das nicht transparent war, bei den Einrichtungsleitungen auf Unmut stieß und zudem nicht angemessen auf Mittelschwankungen reagieren konnte. Durch die begrenzten Steuerungsmöglichkeiten wurden zum Teil Mittel aus dem Gesamtbudget nicht ausgegeben, was Auswirkung auf die Mittelhöhe der Folgejahre haben kann.

Ergebnisoffener Entwicklungsprozess 

Die Transferagentur hat dabei den Rahmen für einen ergebnisoffenen Prozess mit den Leitungen der Jugendfreizeiteinrichtungen und den beteiligten Jugendamtsmitarbeitenden geschaffen und moderiert, in dem Prototypen und Modelle zur Verteilung von Mitteln erarbeitet, diskutiert und wieder verworfen werden konnten. 

Der Entwicklungsprozess war mitunter sehr anstrengend und zäh, für alle Beteiligten. Dennoch war die Beteiligung durchweg sehr hoch. Die Jugendfreizeiteinrichtungen haben erkannt, dass es nicht die eine Lösung geben wird. Es braucht viele Versuche und es braucht Diskussionen. Durch den Blick von außen und den aktiven Prozess mit den erforderlichen Zeitfenstern war es uns aber möglich, auch mal anders zu denken.

Christine Winzer, Leitung der Jugendförderung im Jugendamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf

Für einen gelingenden Prozess ist die Auftrags- und Zielklärung ein wichtiger Baustein, der mitunter viel Zeit benötigt, sich aber im weiteren Prozess auszahlt. Das hat sich auch in der Begleitarbeit der Transferagentur in Steglitz-Zehlendorf gezeigt: 

Auftragsklärung ist für mich das Wichtigste. Wenn ich hier Zeit einspare, fällt es mir am Ende auf die Füße. Alle denken, sie meinen dasselbe, aber wir haben unterschiedliche Brillen auf. Deswegen brauchen wir am Anfang die Klärung, um die Sichtweisen aller Beteiligten zu verstehen. Das ist manchmal ungemütlich und langwierig. Aber wenn etwas unklar ist, dann muss nachgefragt werden.

Christine Winzer, Leitung der Jugendförderung im Jugendamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf

Neues Verteilungsmodell

Entwickelt wurde ein Verteilungsmodell, nach dem alle Einrichtungen eine gleiche Basisausstattung an Honorar- und Sachmitteln erhalten. Zusätzlich kann sich an thematischen Ideenaufrufen beteiligt werden, so wird unter anderem die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen und der Innovationsgeist stärker gefördert. Beispielsweise konnte ein überregionaler Stand Up Paddlingkurs durchgeführt werden, bei dem viele junge Menschen profitieren konnten. Die Themen orientieren sich an dem Jugendförderplan sowie den Ergebnissen aus bezirklichen Kinder- und Jugendbeteiligungsprozessen. Die Qualitätssicherung und Nachsteuerung erfolgt in jährlichen Auswertungsgesprächen, mittels Sachberichten und Zielvereinbarungen zwischen der Sozialraumkoordination und den Einrichtungen.

 

Ohne externe Begleitung der TAG hätte ich den Prozess so nicht durchführen können. Ich kann nicht inhaltlich steuern, die Konflikte regeln und dabei gleichzeitig den Prozess im Blick behalten. Die Prozessbegleitung durch die TAG hat uns zu einem guten, tragfähigen und transparenten Verteilungssystem geführt. Dafür danken wir sehr herzlich!

Christine Winzer, Leitung der Jugendförderung im Jugendamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf