
Das Projekt „Ganztag und Raum“ der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft hat das Ziel, an Pilotstandorten integrierte Nutzungskonzepte für einen kindgerechten Ganztag gemeinsam mit Beteiligten aus Schule, Verwaltung und Jugendhilfe zu entwickeln. Es geht darum, die additiven Strukturen von „Schule (Bildung)“ und „Jugendhilfeangeboten (Betreuung)“ sowohl pädagogisch-didaktisch als auch räumlich auflösen.
Ausgangslage
Für Kommunen bedeutet das eine große Herausforderung. Denn: Der Bedarf an Ganztagsplätzen nimmt zu, wobei das räumliche Angebot der Schulen begrenzt ist. An vielen Orten funktioniert Ganztag noch nach dem Modell „vormittags Schule“ und „nachmittags Betreuung“, beschreibt die Montag Stiftung den Status quo: „Das Potenzial, das in der Zusammenarbeit von multiprofessionellen Teams und der Verbindung formaler, non-formaler und informeller Bildungsangebote liegt, wird kaum ausgeschöpft. Das Nebeneinander unterschiedlicher Zuständigkeiten spiegelt sich auch in der räumlichen Nutzung und vor allem in getrennten Räumen für „Schule“ und „Betreuung“. Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte sind diese Trennung gewohnt. Es fehlt an vielen Orten die Praxis, um Flächen für ganztägige Bildung gemeinschaftlich zu verstehen, zu entwickeln und zu bespielen. Stattdessen gibt es die Forderung nach einem „Mehr“ an Fläche, um die wachsende Anzahl von Schüler:innen im Ganztag aufzunehmen.“
Projekt-Idee
Hier setzt das Projekt „Ganztag und Raum“ an, das Erkenntnisse aus den Handlungsfeldern „Pädagogische Architektur“ und „Inklusive ganztägige Bildung“ verbindet. Die Idee ist, ganztägig arbeitende Grundschulen dabei zu unterstützen, neue Wege im Umgang mit Raum und Fläche zu finden und zu gehen. Angestrebt wird, dass inklusive Ganztagsschulentwicklung durch die räumliche Nutzung aller Flächen – auch außerschulischer Flächen im Quartier – voranzubringen.
Deshalb entwickelt die Montag Stiftung gemeinsam mit Pilotstandorten Ganztagskonzepte, die darauf abzielen, die Trennung von „Vormittag“ und „Nachmittag“ aufzuheben und beide Bereiche stärker zu verzahnen. Maßnahmen sind beispielsweise die Neustrukturierung von Tagesrhythmen und Teamstrukturen, kleine Umbauten sowie die Anpassung von Raumnutzungen und Möblierung. Durch die Verbindung von Pädagogik, Organisation und Raum soll erreicht werden, hochwertige ganztägige Bildung in den Bestandsgebäuden zu ermöglichen. Neben der gesamten Schulgemeinschaft sind auch Jugendhilfe, Schulverwaltung und Schulaufsicht involviert. Das ermöglicht, den Prozess und die Ergebnisse auch auf andere Standorte in den Kommunen zu übertragen.
Innerhalb des Projekts werden folgende Fragen betrachtet:
- Wie können durch eine veränderte Organisation und Kooperation die vorhandenen Räumlichkeiten für eine inklusive ganztägige Bildung effektiver genutzt und ausgelastet werden?
- Wie können Außen- und Innenräume unter Berücksichtigung von Möglichkeiten im Quartier mit bisher unterschiedlichen Zuordnungen (Schule/Jugendhilfe) über den ganzen Tag hinweg gemeinschaftlich im Sinne einer multiprofessionellen Kooperation genutzt und ausgelastet werden?
- Welcher minimalinvasiver Umbaumaßnahmen oder neuer Möblierungskonzepte bedarf es, um die veränderten Nutzungsanforderungen umzusetzen?
Projekt-Umsetzung
Für das Projekt sind vier neue Projektstandorte ausgewählt worden: Bremen, Jork, Lüdenscheid und Mülheim an der Ruhr.
Das Projekt gliedert sich in verschiedene Phasen. Vor der eigentlichen Prozessbegleitung an den Pilotstandorten werden Good-Practice-Standorte analysiert, um ein Verständnis für eine Organisation im Sinne eines qualitätsvoll gestalteten Ganztags zu fördern. Danach erfolgt die Begleitung der ausgewählten Pilotstandorte durch interdisziplinäre Teams aus Pädagogik und Architektur, die im Prozess moderieren, beraten und in der Steuerung unterstützen. Sie entwickeln gemeinsam mit allen an der Ganztagsschule arbeitenden Lehr- und pädagogischen Fachkräften sowie den Schülerinnen und Schülern integrierte Nutzungskonzepte, die den Schulen helfen, eine neue Qualität im Ganztag zu ermöglichen. Bildungsträger im Quartier sowie Träger des Ganztags werden in diesen Prozess von Beginn an eingebunden.
Mehr Informationen über das Projekt können auf der Website der Montag Stiftung unter dem Link abgerufen werden.
Über die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft
Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. In ihren Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Bildung im digitalen Wandel und Inklusive ganztägige Bildung engagiert sie sich für eine chancengerechte Alltagswelt, an der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können, und die Kindern und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet. In ihrem Handlungsfeld Pädagogische Architektur macht sich die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen und inklusiven Schulbau stark. Dabei verbindet sie die zwei Disziplinen, die im Schulbau eng zusammengehören: Denn gute Schulen brauchen sowohl pädagogische Konzepte, die Kinder und Jugendliche optimal begleiten als auch Räume, die diese Konzepte ermöglichen und unterstützen.