
Migration, Integration, Segregation – hinter all diesen Worten stecken wichtige Diskurse. Bei der Transferagentur für Großstädte versammeln sie sich im Begriff Diversität. Wir wollten von unseren Kolleginnen und Kollegen mit dem Schwerpunkt Diversität wissen:
Was ist damit eigentlich gemeint?
In Deutschland leben über 80 Millionen Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten hinsichtlich ihres Alters, Geschlechts, der Herkunft, ihrer Interessen, Einstellungen, Stärken und Schwächen. Diese Vielfalt nimmt zu, ist dynamisch und zeigt sich in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Sie hat Einfluss darauf, wie wir miteinander arbeiten, wohnen, lernen, essen – kurz: wie wir zusammen leben. Uns ist dabei wichtig, dass der Begriff Diversität positiv verstanden wird. Und zwar deshalb, weil er die Realität anerkennt, unterschiedliche Lebensentwürfe wertschätzt und Vielfalt als gesellschaftliche Ressource versteht.
Warum ist es so wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
So unterschiedlich wie die Menschen sind auch die Chancen, die sie in unserem Land haben. Studien zeigen, dass die soziale Herkunft in Deutschland noch immer über den Bildungserfolg bestimmt. Die Aufgabe, für alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene Zugänge zu guter Bildung zu schaffen, zu Arbeit und dafür zu sorgen, dass alle an der Gesellschaft teilhaben können, ist keine neue. Infolge der hohen Anzahl von Geflüchteten aus Krisengebieten weltweit und von Zugewanderten aus Südosteuropa hat das Thema jedoch eine neue Brisanz bekommen.
Was sind Fragen, die euch häufig begegnen?
Nicht jeder oder jede meint und versteht das Gleiche, wenn wir von Diversität sprechen. Eine grundsätzliche Frage ist daher, wie wir es schaffen, der Komplexität gerecht zu werden, die sich hinter dem Begriff verbirgt. In der Kommune heißt das beispielsweise, sich zunächst darüber zu verständigen, was Diversität vor Ort bedeutet. Außerdem wird Diversität häufig als Nischenthema für eine besondere Zielgruppe gesehen. Aus diesem Grund dreht sich unsere Arbeit vielfach darum, deutlich zu machen, dass es ein Ansatz ist, von dem letztlich alle Menschen profitieren. Praktisch geht es z. B. um die Frage, wie Institutionen und Kommunalverwaltung strukturiert sein sollten, um der gesellschaftlichen Vielfalt gerecht zu werden. Kommunen müssen sich fragen: Wer lebt hier? Was sind die Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten eines jeden Menschen? Welche Angebote gibt es schon? Passen diese zu den Zielgruppen?
Die „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ unterstützt die Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte. Was heißt das genau?
Für Zugewanderte und Geflüchtete gibt es häufig zahlreiche Angebote. Diese sind aber nicht unbedingt allen vor Ort bekannt oder sinnvoll miteinander verzahnt. Die Idee des Programms ist, Koordinatorinnen und Koordinatoren einzustellen, die innerhalb der Kommune Transparenz über die Aktivitäten im Bereich Bildung schaffen und die verschiedenen Akteure vor Ort vernetzen, damit sie gemeinsam Strategien und Strukturen entwickeln und Angebotslücken schließen. Ziel ist es, dadurch einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen und allen Menschen in den Kommunen die Chance auf Teilhabe zu ermöglichen.
Wie werden die kommunalen Koordinatorinnen und Koordinatoren dabei unterstützt?
Die kommunalen Koordinatorinnen und Koordinatoren stehen vor einer umfangreichen Aufgabe, die sie in kurzer Zeit bewältigen sollen. Dabei ist die Ausgangslage sehr verschieden: Manche Städte und Landkreise haben gute Strukturen, auf die man aufbauen kann; bei anderen geht es eher darum, Anstöße zu geben und Strukturen der Zusammenarbeit in den Querschnittsthemen Bildung und Integration zu entwickeln. Im Rahmen der „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ bieten wir Fortbildungen und
Workshops an, halten Vorträge auf Fachveranstaltungen und bereiten das Wissen rund um das Themenfeld Diversität in Dossiers auf.
Dabei arbeiten wir eng mit allen Transferagenturen bundesweit zusammen, um gezielt die Unterstützung bieten zu können, die die Bildungskoordinatorinnen und -koordinatoren in den verschiedenen Regionen brauchen.
Ansprechperson

Das Interview ist erschienen in der neuen Ausgabe des "bewegt – Magazins für kommunale Bildungslandschaften" mit dem Titel "VON AMTSWEGEN – Rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit in der Kommune".
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