
Bildungschancen sind in Großstädten ungleich verteilt. Um daran etwas zu ändern, müssen die unterschiedlichen Bedarfslagen nicht nur bekannt sein, sondern auch in den Steuerungsansätzen berücksichtigt werden. Das heißt, dass die Mittel nicht länger mit der Gießkanne gleichermaßen über die Gesamtstadt, sondern bedarfsgerecht verteilt werden. Als Grundlage für solche Entscheidungen werden kleinräumig aufbereitete Daten benötigt, die oftmals in Form von Stadtteilprofilen, Diagrammen oder als schlichte Tabellen aufbereitet werden. Jedoch kann man sich als Leserin oder Leser leicht im Zahlendschungel verlieren, wenn dieser eine Vielzahl von Bildungskennzahlen über sämtliche Stadtteile hinweg abbildet. Fragen wie diese, sind dann schwierig zu beantworten: Welche Entwicklung ist positiv? Wo sollten wir genauer hinsehen? Welche Wechselwirkungen bestehen? Und was bedeutet dies für die Bildungssteuerung? Das Referat 47 – Zuwanderung und Integration/Kommunales Integrationszentrum der Stadt Gelsenkirchen führt deshalb aktuell ein Ampelsystem für relevante Bildungskennzahlen ein, das positive wie auch kritische Entwicklungen auf Stadtteilebene farblich darstellt und damit intuitiv verständlich macht.
Hierzu werden Daten aus den Bereichen formale Bildung, Entwicklungskompetenzen von Kindern, Demografie, Migration und sozioökonomische Lage auf Stadtteilebene aus verschiedenen Ämtern zusammengeführt und aufbereitet. Die Daten basieren auf dem Indikatorenkatalog der Stadt Gelsenkirchen, auf speziellen Auswertungen der Statistikstelle und auf Zuarbeiten verschiedener Referate, wie z.B. des Gesundheitsamts. Dabei werden die erhobenen Originalwerte der Datenmatrix zunächst auf einen gleichen Wertebereich (0 bis 1) transformiert und mit einer Farbskala versehen. Abschließend werden sowohl die Stadtteile als auch die ausgewählten Indikatoren grafisch geclustert. Heraus kommt eine sogenannte Heatmap (siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Heatmap oder https://docs.ropensci.org/iheatmapr/). Nutzerinnen und Nutzer können so auf einen Blick erkennen, welche Stadtteile in Bezug auf die ausgewählten Indikatoren ähnliche Profile aufweisen, in welchem Cluster die Probleme gehäuft auftreten, welche Indikatoren auf Stadtteilebene hoch miteinander korrelieren und welche Indikatoren sich nicht klar dem Muster eines sozioökonomisch privilegierten oder benachteiligten Stadtteils zuordnen lassen.
Dem Referat Zuwanderung und Integration dienen die Heatmaps in erster Linie folgendem Zweck: Sie sollen den Netzwerkakteurinnen und -akteuren im Sozialraum zur Verfügung gestellt werden und ihnen dabei helfen zu priorisieren, welche Themen ganz oben auf der Agenda stehen müssen. Die Heatmaps seien für das Referat ein „datenbasierter Türöffner“, so Dr. Rainer Block, Koordinator des Vorhabens im Referat. Das Instrument zielt aber auch darauf ab, unterschiedliche Ämter im Sinne eines ampelbasierten Frühwarnsystems zu unterstützen, indem die jüngsten Trendverläufe wichtiger demografischer Merkmale, wie z.B. Wanderungssaldi und Geburtenzahlen als zentrale Kontextfaktoren des Bildungssystems, aufbereitet werden.
Für die Erarbeitung der Heatmaps wird das kostenfreie Statistikprogramm „R“ von CRAN genutzt. Das Referat 47 stellt Interessierten auf Anfrage ein entsprechendes Skript zur Verfügung, das Excel-Daten in „R“ einliest, um Heatmaps herzustellen.

Heatmaps ermöglichen die anschauliche Verdichtung einer Vielzahl von Indikatorwerten für die Gebietseinheiten einer Stadt in einer einzigen Grafik, die auch statistischen Laien intuitiv zugänglich ist. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte oder auch 1000 Zahlen.
Dr. Rainer Block, Stadt GelsenkirchenUnd weiter: „Es reicht vollkommen aus, sich bei der Interpretation einer Heatmap auf die Farbmuster zu konzentrieren. (Häufig werden Heatmaps deshalb auch ohne Zahlenwerte publiziert. Die transformierten Werte innerhalb der Heatmap geben dem statistisch Interessierten aber genaue zusätzliche Informationen über die spezifische Verteilung der Werte.) Eine Heatmap macht i.d.R. aber sowieso nur in Kombination mit der Originaldatenmatrix Sinn: die Heatmap macht transparent, worauf das Augenmerk bei den Originaldaten gerichtet werden sollte, sie befähigt dazu, die Datenmatrix der Originaldaten zielgerichtet zu untersuchen und zu interpretieren“.
Bei Rückfragen und Interesse an weiteren Informationen wenden Sie sich gerne an den Projekt-Koordinator Dr. Rainer Block, Referat 47, Stadt Gelsenkirchen.
Zur Abbildung:
Bei einer Heatmap handelt es sich um eine kolorierte Datenmatrix, bei der die Originalwerte (in der Regel die Prozentwerte der Indikatoren) zuvor auf den gemeinsamen Wertebereich 0 bis 1 transformiert wurden. Der niedrigste Originalwert des jeweiligen Indikators erhält den Wert 0, in der Abbildung grün eingefärbt, und der höchste Originalwert den Wert 1, in der Abbildung rot eingefärbt. Alle anderen Werte werden (linear) in diesen Wertebereich von 0 bis 1 übertragen.
Die Zeilen der Matrix bilden die jeweiligen Indikatoren, die Spalten repräsentieren die Gebietseinheiten der Stadt, die unter die Lupe genommen werden (hier die Stadtteile Gelsenkirchens). In der Abbildung wurden die Indikatoren mit ihren Oberbegriffen dargestellt, da derzeit noch interne Abstimmungsprozesse erfolgen und die gewählten Indikatoren daher noch nicht explizit benannt werden dürfen.
Um Strukturmuster in den Daten zu erkennen, werden sowohl die Indikatoren als auch die Stadtteile grafisch geclustert, wodurch es zu einer Neusortierung der Datenmatrix kommt. Rot eingefärbte Zellen weisen auf tendenziell eher ungünstige Rahmen- und Entwicklungsbedingungen hin, grüne Felder hingegen auf eher günstige.